„Viele sagen: Das alte Gebäude war schön. Ich sage: So ist die deutsche Geschichte nicht. Deutsche Geschichte ist nicht schön.“

Gorch Pieken (Militärhistorisches Museum Dresden, zit. n. Der Spiegel 27/2011, S. 106)

Seit die stadtgeschichtlichen Ausstellungen des Stadtarchivs Heilbronn geschlossen sind, sprechen mich immer wieder Menschen darauf an, wie denn die neue Ausstellung werden würde. „Ach Herr Wanner,“ heißt es dann, „die alte Ausstellung war halt so schön!“

Diese Aussage bezog sich auf die Heilbronner Schauplätze, wo großformatige Fotos der Heilbronner Innenstadt vor ihrer Zerstörung am 4. Dezember 1944 zu sehen waren, ergänzt durch atmosphärische Klangbilder und sparsam eingesetzte Inszenierungen. Bisher habe ich dann meist darauf verwiesen, dass es auch in der neuen Ausstellung einen solchen Teil geben wird, natürlich viel kleiner, mit anderen und vor allem farbigen Fotos. Mich selbst hat an der bisherigen Ausstellung gestört, dass sie die unzerstörte alte Stadt gezeigt hat, ohne das Warum ihrer Zerstörung zu nennen; sie hat die nostalgischen Gefühle bedient, die Sehnsucht nach der noch intakten Heimat, mit Fotos aus den Jahren, als diese Stadt schon ihre jüdischen Bewohner vertrieben hatte, als die Kommunisten eingesperrt waren und die Heilbronner brav an der Seite ihres Führers auf Krieg und Zerstörung zumarschiert sind.

Aber mit dem obigen Zitat sage ich nun: Die alte Ausstellung war schön. Aber so ist die Heilbronner Geschichte nicht. Die Heilbronner Geschichte ist nicht schön; schön waren die Fassaden, und grausam ging es hinter diesen Fassaden für diejenigen zu, die aus dem Leben in der Stadt ausgeschlossen und schließlich umgebracht wurden.

Das lässt sich an diesem Motiv zeigen: Kommentarlos präsentiert in der bisherigen Ausstellung, kein Wort über die Tragik des jüdischen Ladenmieters, kein Wort über die Menschen, die im Keller des Hauses verbrannten, kein Wort von den beiden SS-Leuten im zweiten Stock.

Dagegen wird das Haus nun zum Beispiel für den Alltag, für Leben und Sterben in der Nazizeit, mit Opfern und Tätern, die in diesem Haus gelebt haben. Das ist nicht „schön“, aber diese Art der historischen Erzählung kommt der Vergangenheit näher. Und die neue Ausstellung wird es den Besuchern ermöglichen, selbst an dieser Erzählung mitzustricken, selbst zu erzählen, Stimmen zu sammeln.